Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

CLANCY, Debt of Honor (3/5) LESEN

Ryan müsst man sein

1994. Die USA feiern das Ende des Kalten Kriegs mit der einvernehmlichen Zerstörung ihrer und der sowjetischen Interkontinentalraketen. Nachdem der amerikanische Kongress zugleich als Subventionspaket für die heimische Industrie Importen aus Japan empfindliche Restriktionen auferlegt, greift in Japan der skrupellose Konzernchef Razio Yamata in die Geschicke und das Schicksal seines Landes ein. Sein Schwur nach Rache an den Amerikanern, die einst seine Familie von der Insel Saipan vertrieben, lässt ihm jedes Mittel recht erscheinen, um den USA an mehreren Fronten den Krieg zu erklären. Nach einem Angriff auf den Aktienmarkt und der Eroberung einiger Pazifikinseln stellt er das Militär und die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auf ihre erste schwere Probe nach dem Ende des Kalten Kriegs.

Sean Duffy trifft James Bond in Zehlendorf

Adrian McKinty - Lesung in Berlin

James Bond liest Sean Duffy. Gestern Abend stellte der nord-irisch-stämmige und mittlerweile in Australien lebende Adrian McKinty den dritten Teil seiner Sean Duffy-Tetralogie im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf vor. Die deutsche Version, hier von Suhrkamp in großer Mannzahl stolz präsentiert, las Dietmar Wunder, der ansonsten Daniel Craig seine Stimme leiht.

LEONARD, Raylan (4/5) LESEN

Kentucky's Finest

Nach einem Vorfall in Florida wurde Marshal Raylan Givens in seinen Heimatstaat Kentucky versetzt. Das Buch "Raylan" versammelt mehrere, eng miteinander verwobene Episoden seines Dienstes und Lebens hier im Bluegrass State.

SIMMONS, Darwin's Blade, (3/5)

Gut8er Dar tut sich schwar

Darwin "Dar" Minor ist Gutachter. Sobald ein Unfall geschieht, dessen Hergang nicht ohne weiteres rekonstruiert werden kann, wird er aus seinem kalifornischen Bett geklingelt. Jet-Turbinen am aufgemotzten Teenager-Flitzer oder erstickte Zoowärter: Dar ist der Sherlock Holmes der Unfallstelle. 

Die analytischen Fähigkeiten des brillanten Mannes werden unterstrichen durch seinen guten Autogeschmack, seine schöne Inneneinrichtung und seinen Atombunker unter seiner im Wald versteckten Hütte. Daneben ist der Mann, der seine Familie bei einem tragischen Unfall verlor, auch noch Vietnamveteran und ehemaliger Scharfschütze. Fehlte nur noch, dass er auch wortgewandt und an der griechischen Philosophie der Stoiker interessiert wäre. Was? Ist er auch? Na, dann kann die hübsche Ermittlerin ja kommen, um mit ihm gemeinsam Verbrechen auf- und Betten abzudecken.


Die Machenschaften der klassischen Versicherungsbetrüger und Unfallartisten, die auf Kosten anderer kleine Unfälle verursachen, werden seit einigen Jahren durch organisierte Verbrecherbanden übernommen. Hinter der Fassade des erfolgreichen Anwalts hält ein skrupelloser Möchtegern-Cowboy die Fäden in der Hand. Auch der Tod der Verursacher der fingierten Karambolagen ficht den schlimmen Finger nicht an. Doch es gibt immer einen der besser oder, besser gesagt, schlechter ist. Denn des Schurken Geschäfte werden nun von russischen Killern übernommen, die als erstes gerne Dar um die Ecke bringen würden. Doch der entkommt ihnen mehrmals. Eine Task Force wird installiert, ihre Undercover-Leute massakriert. Maulwürfe werden ent- und Dar getarnt. Und schon steht der ehemalige Scharfschütze wieder im Feld. Die finale Schießerei erinnert an die Höhepunkte in den Reacher-Romanen. Auch Jack schießt schließlich sehr gut, muss sich meist alleine durchschlagen (war wenigstens nicht mehr in Vietnam dabei, wirkt trotzdem alt). Das ist auch bei Simmons alles sehr berechenbar.

Dan Simmons kann Science-Fiction, Grusel, Literaturwissenschaft und auch Thriller, weil er ein Großer unter den Bibliophilen ist. Leider ist das auch der Störfaktor in "Darwin’s Blade". Dar ist zu belesen, der Erzähler streut zu viele zu gescheite, ja selbstverliebte, Nebenkommentare ein. Die Story ist zu schematisch. Die Belehrungen und Erkenntnisse des Protagonisten wirken steril und unpassend. Dars Beruf, die schrulligen seiner Anlagen (wie etwa sein Grammatik-Asperger) und die Charaktere, die im Roman auftauchen – Larry (Verzeihung, Lawrence) und Trudy – sind unverwechselbar und sorgen für Highlights. Das Kapitel mit dem Dschungelrückblick zur Schlacht um Dalat und den vietnamesischen Kernreaktor erinnert, auch wegen ihrer Vergeblichkeit – an die Schlacht bei den Thermopylen (Simmons erwähnt im Nachwort explizit Steven Pressfield, der den maßgeblichen Roman dazu verfasst hat). Mehr davon und eine stärkere Fokussierung auf weniger Charaktere und Nebenschauplätze hätten aus den Komponenten, die für sich genommen stark sind, einen Topthriller gemacht. So bleibt der Eindruck, dass die Komposition nicht stimmt.


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Plot: 2/5
Action: 4/5
Spannung: 2/5
Charaktere: 4/5
Humor: 3/5

PASCH: 3/5

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Dan Simmons, Darwin's Blade, 2013

MACDONALD, Cinnamon Skin, (4/5) LESEN

Biene Maya

„Cinnamon Skin“ ist ein Song des mexikanischen Schnulzensängers Piel Canela. Außerdem ist es der 20. Titel in John MacDonalds Thrillerreihe um Travis McGee. Passend zur Referenz zieht es McGee am Ende des Romans von 1982 nach Mexiko, nachdem er in Florida, Texas und New York nach einem Frauenmörder gesucht hat. Bevor er die Hitze Floridas gegen die des Südwestens und Cancúns eintauscht, wird McGee in die Machenschaften eines wahnsinnigen Heiratsschwindlers gezogen, der die Frauen, die er betrügt, im Anschluss ermordet. Doch dieses Mal trifft er auf die Falsche.

McKinty, The Bloomsday Dead (5/5) LESEN


Vorwärts in die Vergangenheit

Michael Forsythe sieht Belfast wieder und Bridget auch. Doch bevor es den Amputierten erneut in seine Heimat Nordirland verschlägt, muss Michael um die halbe Welt zu der Frau reisen, die ihn seit Jahren tot sehen möchte.

EISLER, Graveyard of Memories (4/5) LESEN

FRIEDHOF DER KILLERTIERE

In Barry Eislers Graveyard of Memories erfahren wir alles über die Ursprünge der schrulligen Spleens, die John Rain in den bisherigen Romanen offenbart und bis ins Neurotische weiterkultiviert. Aber der Reihe nach.

MCKINTY, The Dead Yard (5/5) LESEN

LADYKILLER

Michael Forsythe begab sich vor fünf Jahren ins Zeugenschutzprogramm. Kurz zuvor hatte er Darkey White und dessen Gang in die Hölle geschickt, aus der nur er selbst entkommen war. Dank der mittelmäßig subtilen Überredungskünste einer MI-6-Agentin wird Michael zu Sean, um sich auf eine Selbstmordmission zu begeben. Er soll eine Zelle von nord-irischen Terroristen infiltrieren, die den Waffenstillstand gefährden, den Clinton und der neue britische Premier Blair gerade mit der IRA aushandeln.

COES, Power Down (2/5) NICHT LESEN

WO DIE HARTEN KERLE TÖTEN

Harte Kerle gehen zur Army. Dort gibt es dann eine nochmal besonders harte Fraktion, die sich Rangers nennen: dreckig und gemein. Und dann gibt es die sagenumwobenen Delta-Soldaten. Superkrieger. Einer dieser Superkrieger ist Dewey Andreas gewesen. Heute arbeitet Andreas auf einer Ölbohrplattform. Alexander Fortuna ist Multimilliardär und arbeitet als Superterrorist daran, die Vereinigten Staaten von Öldurst in die Steinzeit zu bomben. Als Kind wurde Fortuna von bösen Typen in die USA geschickt. Obwohl er hier als sogenannter Schläfer platziert wurde, war Fortuna fleißig. Der Thriller "Power Down" beschreibt die Wochen, in denen die beiden versuchen, einander umzubringen.

Crichton, Rising Sun (3/5)



SAYONARA SMITH-SAN

Außer Atem war nicht nur die blonde Konkubine, die tot auf dem Konferenztisch des japanischen Großkonzerns gefunden wurde. Doch anders als bei ihrer sexuellen Vorliebe stammt die Atemnot von Lieutenant Smith nicht vom würgenden Liebhaber aus Fernost, sondern von den kniffligen Problemen, vor welche ihn der Mord an besagter Schönheit stellt. Smith arbeitet im Los Angeles der frühen 90er Jahre als Kontaktoffizier für Zwischenfälle mit japanischer Beteiligung – hochrangiger und reicher japanischer Beteiligung. Weil dazu auch Morde gehören, erhält er auf 400 Buchseiten einen relativ umfassenden Eindruck von der Gefährdung Amerikas durch japanische Megakonzerne. Die machten, treu ihrem Motto "Geschäft ist Krieg", ernst.