Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

MACDONALD, Cinnamon Skin, (4/5) LESEN

Biene Maya

„Cinnamon Skin“ ist ein Song des mexikanischen Schnulzensängers Piel Canela. Außerdem ist es der 20. Titel in John MacDonalds Thrillerreihe um Travis McGee. Passend zur Referenz zieht es McGee am Ende des Romans von 1982 nach Mexiko, nachdem er in Florida, Texas und New York nach einem Frauenmörder gesucht hat. Bevor er die Hitze Floridas gegen die des Südwestens und Cancúns eintauscht, wird McGee in die Machenschaften eines wahnsinnigen Heiratsschwindlers gezogen, der die Frauen, die er betrügt, im Anschluss ermordet. Doch dieses Mal trifft er auf die Falsche.

McGees bester Freund Meyer leidet zu Beginn des Romans noch immer darunter, dass er vor nicht allzu langer Zeit Travis nicht beistehen konnte, als es Spitz auf Knopf um diesen stand. Zur Aufmunterung organisiert McGee für den Wirtschaftsprofessor Meyer eine kurze Vortragsreise nach Kanada. Das rettet ihn das Leben. Denn während der Abwesenheit von Meyer wird dessen Boot, die „John Maynard Keynes“ in die Luft gesprengt. Dass Meyers Nichte mit an Bord war, macht die Sache nicht besser. Schnell stellt sich heraus, dass der neue Ehemann der Nichte nicht mit auf der Keynes gewesen war. Travis und Meyer nehmen die Fährte auf und stoßen dank der Recherchekünste von Meyer und der Kaltschnäuzigkeit von McGee schnell auf die Hinterbliebenen weiterer Opfer des Ladykillers.



Dieser 20. Teil einer starken Reihe ist einer der stärksten. McGee ist zwar ein wenig über seinen Zenit heraus, leidet aber noch nicht zu stark unter Abnutzungserscheinungen oder Gewissensbissen. Vielmehr scheint er sich mit seinem Leben derart arrangiert zu haben, dass auch ein verlockendes Angebot ihn nicht mehr aus Florida fortlocken kann. Mehr im Mittelpunkt steht hingegen das Gefühlsleben von Meyer. Er wird von einem Trauma ins Nächste katapultiert. Auch deswegen verbeißt er sich in die Jagd nach dem Mörder seiner Nichte.


Wie immer sind Travis‘ Schlagfertigkeit und seine Improvisationskünste der Schlüssel zum Erfolg. „Cinnamon Skin“ ist auch seiner Zeit voraus, wenn es um die Ermittlungsmethoden geht. Travis lässt ein Psychogram des Gesuchten erstellen – natürlich von einer Psychologin, die ihn anbetet. Die mystischen Elemente der Mexiko-Passage runden die spannenden Ermittlungen in den drei verschiedenen US-Staaten sehr gut ab.

Plot: 5/5
Action: 4/5
Spannung: 4/5
Charaktere: 4/5
Humor: 4/5

PASCH: 4/5

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John D. MacDonald, Cinnamon Skin, 1982