Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...
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WINSLOW, The Cartel (5/5) LESEN

"Hart an der Grenze"
Don Winslows Fortsetzung zum Erfolgsthriller "The Power of the Dog" ist grausam. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre und deckt den bis dato gewaltsamsten und entsetzlichsten Teil des Drogenkrieges in Mexiko ab. Der verhärmte Drogenfahnder/Kreuzritter Arthur "Art" Keller tritt noch immer gegen den Jefe de jefes, den Boss der Bosse, den Patron Adán Barrera an. Dessen Sinaloa-Kartell liegt mit mehreren Feinden im Clinch, die wiederum ihrerseits der mexikanischen Gesellschaft einen fürchterlichen Krieg erklärt haben.

LEVIEN, City of the Sun (4/5) LESEN

Behrenstark

In einer Reihe mit den wirklichen Badboys des Genres steht der von David Levien erdachte Frank Behr. Reacher, Parker, Spenser, Rain – Behr. Nachdem sein Sohn bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam und seine einst vielversprechende Karriere bei der Polizeitruppe von Indianapolis jäh endete, wurde Behr Privatdetektiv. Als von inneren Qualen gezeichneter Mann ist es nun an ihm, einem Elternpaar dabei zu helfen, das mysteriöse Verschwinden ihres Sohns aufzuklären.

MACDONALD, Cinnamon Skin, (4/5) LESEN

Biene Maya

„Cinnamon Skin“ ist ein Song des mexikanischen Schnulzensängers Piel Canela. Außerdem ist es der 20. Titel in John MacDonalds Thrillerreihe um Travis McGee. Passend zur Referenz zieht es McGee am Ende des Romans von 1982 nach Mexiko, nachdem er in Florida, Texas und New York nach einem Frauenmörder gesucht hat. Bevor er die Hitze Floridas gegen die des Südwestens und Cancúns eintauscht, wird McGee in die Machenschaften eines wahnsinnigen Heiratsschwindlers gezogen, der die Frauen, die er betrügt, im Anschluss ermordet. Doch dieses Mal trifft er auf die Falsche.

Grenzwertig gut (4/5)

Sebastian Rotella, Triple Crossing (2011)

Sebastian Rotella hat mit "Triple Crossing" einen Thriller geschrieben, der im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko seinen Ausgang hat. Im Gefolge von Valentine Pescatore zeichnet der Roman ein Bild der Situation in Mexiko, die gezeichnet ist von Drogenhandel, Bestechung und Gewalt.

Valentine Pescatore, seines Zeichens Polizist bei der Grenzpatrouille auf Seiten der USA, gerät im Verlauf der Geschichte immer tiefer in den Sumpf zwischen Mexico City und Washington DC. Immer wieder blitzen Rotellas umfassende Kenntnisse des Drogenhandels in Nord-, Mittel- und Südamerika auf. Verpackt wird diese eigentlich schulbuchmäßige Einführung in den traurigen Alltag lateinamerikanischer Emigranten in einen stellenweise mitreißenden Thriller. Pescatore wandelt zwischen den Welten, wird Undercover-Agent und muss sich in einer Bande mexikanischer Gangster beweisen.

Messen muss sich "Triple Crossing" allerdings mit "The Power of the Dog" von Don Winslow (The Power of the Dog. (Arrow)). In diesem Vergleich zieht Rotellas Roman den Kürzeren. Die Charaktere können mit denen in Winslow Epos nicht mithalten. Die Story ist berechenbarer und der Handlungsfluss stockt an einigen Stellen deutlich.

Pescatore ist in einem Moment eiskalt und im nächsten bemitleidenswert. Isabel Puente ist zu perfekt, zu hübsch, zu sexy. Die wirklichen Highlights sind die zwei Bodyguards des mexikanischen "Elliot Ness" Mendez. Arthos und Porthos sind die beiden grummeligen no-nonsense Caballeros, die alles dafür tun, dass ihr Boss am Leben bleibt.

Wer sich für Drogenhandel, Schmuggler und die dunkle Seite des Alltags in Mexiko und Südamerika (besonders Paraguay) interessiert und von Don Winslow schon alles ausgelesen hat, sollte zu diesem Thriller greifen. Alle anderen fangen besser bei "The Power of the Dog" an, gehen dann über zu "Savages" (der jetzt auch im Kino läuft - unbedingt gucken) und schauen, ob sie der Sache gewachsen sind.
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    Sebastian Rotella, Triple Crossing.
    Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
    Verlag: Mulholland Books; Auflage: 1 (10. August 2011)
    ISBN-10: 0316105309

    Hinein in den Sog (5/5)

    Adrian McKinty, Dead I Well May Be (2009) [DEAD-Trilogie Teil 1]

    Michael Forsyth flüchtet aus dem gewaltgezeichneten nord-irischen Belfast der frühen 90er Jahre in das gewaltgezeichnete New Yorker Harlem der frühen 90er Jahre. Anstatt im Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken aufgerieben zu werden, der sich oft nur um einige Straßenzüge erstreckt, beginnt Michael eine irisch-amerikanische Verbrecherkarriere in einem Konflikt, der sich oft nur um einige Straßenecken erstreckt. Angekommen in Harlem macht der unehrenhaft entlassene Ex-Soldat den Fehler, eine Affäre mit der Freundin seines Bosses zu beginnen. Die perfide Rache des gehörnten Mafiosi schleudert Michael in eine Welt voll Schmerz und Leid.

    Wer nach einem Viertel des Buches mit einer klassischen New Yorker Gangsterballade gerechnet hat, muss sich noch eine Zeitlang gedulden. Denn bevor es soweit ist, gerät Michael in den Schlund der Charybdis Mexiko. Wie der Taucher in Schillers gleichnamiger Ballade durchlebt Michael den Horror einer ihm fremden Welt. Die packend erzählte Geschichte seines Aufenthalts in Mexiko, den er nicht unbeschadet übersteht und der Wunsch nach Rache treiben die Geschichte unbarmherzig voran. Wohl selten war dieser Wunsch nach Rache nachvollziehbarer. Michael Forsyth wird quasi zum "Belfaster Ben Hur Harlems".

    McKinty hat mit Michael Forsyth einen glaubwürdigen Protagonisten geschaffen. Die Zeichnung des New Yorker Stadtteils Harlem, bevor ein Ex-Präsident hier sein Büro bezog und Bürgermeister Giuliani die Stadt aufräumte, ist stimmig und schafft eine merkwürdig nostalgisch anmutende Atmosphäre der Brutalität und des Elends.

    Wer abgehärtet-einzelgängerische Protagonisten mit einem Schuss Nachdenklichkeit mag und selbst in die Atmosphäre einer untergegangenen Welt Harlems eintauchen möchte, sollte sich an Reiseführer McKinty und den Auftakt seiner Dead-Trilogie halten. 5 Sterne!


    • Plot: Glaubwürdig von Belfast nach Harlem nach Mexiko (5/5)
    • Action: Autsch (5/5)
    • Spannung: Wird er es schaffen? (5/5)
    • Charaktere: Gute Schurken (5/5)
    • Humor: Wenn lustig, dann richtig. (5/5)
    • PASCH: (5/5)

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    Adrian McKinty, Dead I Well May Be
    Taschenbuch: 306 Seiten
    Verlag: Profile Books (9. Juli 2009)
    ISBN-10: 1846686997


    The Power of the Dog ARCADE (4/5)

    Don Winslow, Savages (2011)


    Castor und Pollux im 21. Jahrhundert: Ben und Chon sind zwei alte Buddies, die die Coolness mit Löffeln gefressen haben. Beide spielen gerne Volleyball, bauen das beste Gras aller Zeiten an und haben eine schöne Zeit in Kalifornien. Bis eines Tages ein mexikanisches Drogenkartell per Videobotschaft (der Vorschlag der Mexikaner wird per Abschlagen einiger Köpfe untermauert) deutlich macht, dass die Zeiten von mittelständischen Haschunternehmern vorbei sind.

    Don Winslows "Savages" ist ein Nebenkriegsplatz und ein Blick auf die Folgen der Zusammenhänge, die der gleiche Autor in "The Power of the Dog" (The Power of the Dog. (Arrow)) beschrieben hat. Ab und an werden komplexe Computerspiele noch einmal als Arcade-Version herausgegeben. Diese abgespeckten und actionlastigen Fassungen bauen auf den Geschehnissen des Originals auf, jedoch muss man meist nicht so viele kniffelige Rätsel lösen. Das Gleiche gilt auch hier. "The Power of the Dog" war auf seine Art hervorragend, weil es gut recherchiert, mit extensiven Beschreibungen aufwartete und deshalb so realistisch wirkte. Der Plot in "Savages" knüpft in vielerlei Hinsicht an die Strukturen und Geschichten der mexikanischen Drogen- und Drogenlieferantenkartelle an, die Winslow in "The Power of the Dog" beschrieb (auf einige Storybestandteile wird sogar durch den geschmierten Cop verwiesen). Dabei ist es jedoch noch schneller, ein bisschen weiter hergeholt und leider auch etwas vorhersehbar. Die leichten Mankos in der Storyline werden aber mehr als wettgemacht durch den Stil des Romans.

    Einen Eindruck von der Geschwindigkeit des Buches gibt das erste Kapitel, das ich hier (Achtung Spoiler) komplett wiedergebe: "Fuck you." Und in dem Tempo geht es weiter. Ex-Navy-Seal Chon, Philanthrop Ben und It-Girl O. schmeißen mit popkulturellen Querverweisen um sich wie sonst nur lateinamerikanische Auftragskiller mit Splittergranaten. Als die drogenanbauenden "Drei ???" auf dem Buddha-Trip jedoch in die Schusslinie von Elene la Reina geraten, ist erstmal Schluss mit lustig. Chon aktiviert seine in I-Rock-and-Roll und Stanland erworbenen Killerfähigkeiten und diverse Computercracks und geschmierte Cops helfen bei den Problemen, die da so anstehen. Wem "The Power of the Dog" gefallen hat, wer Winslows Kalifornienschilderungen mag, wem holzschnittartige Figuren nicht gleich die Laune verhageln und wer einen schnellen und fesselnden Thriller ohne Schnörkel lesen möchte, kann hier getrost zuschlagen.


    • Action: 5/5
    • Romantik 5/5
    • Plot: 3/5
    • Spannung: 4/5
    • FAZIT: 4/5
    P.S.: Die vielversprechend aussehende Verfilmung von Savages kommt noch 2012 in die Kinos. Regisseur ist Oliver Stone.
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    Taschenbuch: 302 Seiten
    Verlag: Random House UK (1. September 2011)
    ISBN-10: 0099556308