Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

McKinty, The Bloomsday Dead (5/5) LESEN


Vorwärts in die Vergangenheit

Michael Forsythe sieht Belfast wieder und Bridget auch. Doch bevor es den Amputierten erneut in seine Heimat Nordirland verschlägt, muss Michael um die halbe Welt zu der Frau reisen, die ihn seit Jahren tot sehen möchte.

Denn die Witwe des Mannes, dessen Gang er ausradierte, hat ihren Hass noch immer nicht überwunden. Doch als Bridgets Häscher Michael nun in Südamerika entdecken, machen sie ihm ein moralisches Angebot. Michael soll die entführte Tochter der Gangchefin wiederfinden. Niemand, so vermutet die rothaarige Gangsterin kenne Belfast vergleichbar gut. Klar riecht das nach einer Falle für den Überlebenskünstler Forsythe, der dem Tod nicht weniger oft von der Schippe sprang als andere vom Dreier im Kombibad. 


Allein auf dem Weg nach Belfast radiert Michael mehr Schufte aus, als es Umsteigestationen auf dem Weg von Peru nach Nordirland gibt. Misstrauisch und -mutig trifft er schließlich Bridget. Allen Mordversuchen zum Trotz schafft sie es, ihn dazu zu bewegen, ihr zu helfen. Auf seiner Tour durch die Schatten der geteilten Stadt nutzt Michael sein Talent als Schnüffler und sein Gespür für die tiefsten Abgründe. Sie leiten ihn zielsicher. Nur der Mann, dem er sich am Ende gegenübersieht, steht Todesengel Forsythe in der Hitparade der mit Überlebenswillen Gesegneten in nichts nach.

Ende einer Trilogie

Adrian McKintys dritter und letzter Tanz mit Michael Forsythe ist rasanter als der zweite und weniger wild als der erste. Anders als New York, Boston, der mexikanische Dschungel oder das peruanische Ressort spürt man in Belfast die Verbundenheit des Autors mit der Spielstätte dieses Thrillers. Die dunklen Seiten der Hauptstadt des Nordens lugen an allen Ecken hervor. McKintys Blog zeichnet eine schwierige Zukunft für den vermeintlich weit vorgeschrittenen Friedensprozess in Nordirland. 

Was immer aus Nordirland wird, Michael Forsythe hat seinen Beitrag zu einigem Blutvergießen geleistet. Seine Abenteuer in der Heimat sind ein großartiger Abschluss einer fabelhaften Trilogie. Forsythes Flucht gleicht der des Protagonisten einer anderen Trilogie. Adrian McKintys Michael Forsythe ähnelt Charlie Hustons Hank Thompson. Dessen Leiden in „Caught Stealing“ und den beiden folgenden Knallern „Six Bad Things“ und „A Dangerous Man“ sind genauso typische und ebenso fesselnde Überlebenskünstlergeschichten. Wie Charlie Huston, der Autor der Thompson-Trilogie und der Pitt-Reihe, ist auch McKinty in der Lage, authentische und leidende toughe Männer glaubwürdig an ihre Grenzen und darüber hinaus zu begleiten.

Plot: 5/5
Action: 5/5
Spannung: 5/5
Charaktere: 3/5
Humor: 4/5
Pasch: 5/5