Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Sean Duffy trifft James Bond in Zehlendorf

Adrian McKinty - Lesung in Berlin

James Bond liest Sean Duffy. Gestern Abend stellte der nord-irisch-stämmige und mittlerweile in Australien lebende Adrian McKinty den dritten Teil seiner Sean Duffy-Tetralogie im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf vor. Die deutsche Version, hier von Suhrkamp in großer Mannzahl stolz präsentiert, las Dietmar Wunder, der ansonsten Daniel Craig seine Stimme leiht.


Sowohl McKinty als auch Wunder verliehen den ohnehin gelungenen Passagen mit ihrer Verve (McKinty), ihrer Eindringlichkeit und ihrem Spektrum (Wunder) zusätzliche Wirkung. Da rumorte es schon fast im Saal voll Zehlendorfer Mantelträger. Nicht umsonst also hatte der Spickzettel lesende Buchladenbesitzer einleitend allen die frohe Botschaft der Daseinsberechtigung von "Spannungsliteratur" sichtlich bewegt verkündet. Da saßen sie nun, wo sonst wahrscheinlich teure Bilder ausgestellt werden und Prosecco serviert wird zu Anlagetipps. Der Rahmen - zwei Tage nach St. Patrick in einer Stadt mit ca. einer Million Kneipen und authentischen Orten - hätte also nicht abstruser gewählt werden können. Als McKinty ausdrücklich betonte, mit einer britischen Romantradition brechen zu wollen, die nur die "Jaguar-Probleme" der oberen Mittelklasse und der Reichen darstellen würde, wurde dennoch höflich gekichert. Schließlich macht der neue Porsche Cayenne vor der Dahlemer Garageneinfahrt deutlich weniger Probleme.

Blue Collar Duffy wäre das egal gewesen. Er kifft sich auch nach dem Abstecher in die Welt des Berliner alten Geldes weiter durch die nordirischen "troubles".