Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

LEVIEN, Where the Dead Lay (5/5) LESEN

Behrsilian Jiu-Jitsu

"Die Qualität von Leviens Thriller ist so rar wie sein Protagonist roh, die Action so kantig wie die Handlung geschmeidig."
Brasilianisches Jiu-Jitsu fasziniert. David Levien ist nicht der einzige Autor, der sich an der wohl effektivsten der legal zu erlernenden Kampfsportarten abarbeitet. In Where the Dead Lay ist sie zentral, denn auch Frank Behr widmet sich der südamerikanischen Melange aus Jiu-Jitsu, Judo und brasilianischer Grazie. Da Behr an sich schon recht grob ist, sorgt das Add-On für noch mehr Wumms. In seinem zweiten Auftritt hat Behr aber auch allerhand Gelegenheit, seine neuen Techniken anzuwenden. Eine Familie junger Berserker, ein toter Freund und Lehrer, eine neue Zukunft mit Susan und der Auftrag einer Sicherheitsfirma sind die wichtigsten Termine, die Levien dem guten Behr in die Agenda geschrieben hat.

 Philadelphia (© Christian Johann)
In Indianapolis hat Ex-Cop Frank Behr sich mit seinem neuen Leben als Privatschnüffler scheinbar arrangiert. Morgens auf der Matte mit einem Superkämpfer private Trainingseinheiten absolvieren und nach dem Knödeln untreue Ehefrauen beschatten – es könnte so einfach sein. Doch dann passieren sehr unschöne Dinge, die zu noch viel unschöneren führen. Auf Druck seines ehemaligen Vorgesetzten bei der Polizei von Indianapolis nimmt Behr die Suche nach zwei vermissten Privatdetektiven einer größeren Kanzlei auf. Aus diesem einen Fall wird ein deutlich größerer, als deutlich wird, dass auch der Mord an seinem Freund mit der Suche nach den Ermittlern zusammenhängt. Gleichzeitig wird die Beziehung zu Susan ernster zu werden. Das allein stellt Behr vor innere Qualen. Die Erinnerung an seinen toten Sohn lässt nur Selbstbestrafung zu.

Und so entfaltet Levien vor dem Hintergrund dreier eng verquickter Verbrechen und mithilfe verschiedener Verbrechertypen eine dichte, rasante und von immerwährender Schwermut gezeichnete Geschichte. Zwar drückt die Story nicht mehr so schwer aufs Gemüt wie im ersten Teil der Serie (The City of the Sun), beschwingt wird sie dennoch nicht. Auch wenn Behr ein unverwüstlicher Haudrauf ist, drückt sein zerrissenes Inneres permanent. Perspektivwechsel, kurze und lange Passagen, wertige Dialoge und neue Details fügen sich zu einem optimal kreierten Krimi. Frankie ist verdammt siegessicher ohne die maschinelle Perfektion eines Reacher zu erreichen. Captain Pomeroy und Susan funktionieren als Ex-Chef und Neu-Frau – ein paar andere Supporting Acts könnten (gerade im Vergleich zu Behr) noch ein wenig Tiefe und Kanten vertragen.

Plot: 5/5
Action: 5/5
Spannung: 4/5
Charaktere: 4/5
Humor: 3/5

PASCH: 5/5 

Dies ist der zweite Teil der Serie um Frank Behr. Teil 1 und Teil 3 sind ebenfalls hier besprochen:
  • #1: LEVIEN, The City of the Sun, 2008 (4/5(Behrenstark
  • #2: LEVIEN, Where the Dead Lay, 2010 (5/5) (Behrsilian Jiu-Jitsu)
  • #3: LEVIEN, 13 Million Dollar Pop, 2011 (4/5(Mehr von Behr) 
    • ACHTUNG! Erschien auch unter dem Titel The Contract
  • #4: LEVIEN, Signature Kill, 2015 (noch nicht gelesen...)

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David Levien, Where the Dead Lay (2010)

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