Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

HARRIS, The Fear Index (3/5) LESEN

Angst ist ein guter Ratgeber

"Harris legt mit seinem Roman einen quirligen Rundumschlag zu Evolution, Hedgefonds, Kannibalismus und künstlicher Intelligenz hin, der einem guten alten Crichton in nichts nachsteht." 
Genf. Ein Einbrecher dringt in das Haus des Hedgefondsmanagers Alexander Hoffmann ein und schlägt ihn zu Boden. Der Überwältigte ist Physiker (genial) und hat mit seinem Algorithmus VIXAL-4 (noch genialer) eine Software geschaffen, die zunehmend autonom an der Börse spekuliert und so die Millionen ihres Erfinders, von dessen Partnern und den Investoren vervielfacht (ka-tsching). Das steuernde Moment hinter der Software ist die stärkste menschliche Emotion: Angst.

The Fear Index von Robert Harris widmet sich dem Thema künstlicher Intelligenz. Die Verbindung der eigentlichen Geschichte um die Erfolge des Hedgefonds HIT wird verknüpft mit Anekdoten aus der Evolutionslehre und der bildnerischen Darstellung ungeborenen Lebens. Die Protagonisten – neben dem genialen und scheinbar psychisch labilen Hoffmann – übernehmen seine Frau Gabby, sein Partner Hugo Quarry und der Columbo-Verschnitt eines Schweizer Kommissars die zentralen Rollen in der Story um den kommenden Schritt der Evolution, in welcher einem Algorithmus, einer Maschine, der Sprung vom Mehrzeller zum intelligenten Wesen zu gelingen scheint.
Harris' Fear Index spielt in der Schweiz
Nach der Attacke auf Hoffmann tut sich für ihn ein Abgrund aus Selbstzweifeln, Angstzuständen und Verfolgungssituationen auf. Kurz vor einem der wichtigsten Investmentpitches seines Lebens droht damit, der Kopf des Unternehmens seinen Kopf zu verlieren. Harris kreiert mit klugen Analogien, rasanten Actionszenen und einer optimal ausbalancierten Handlung einen kurzweiligen und auch lehrreichen (sogar ich wusste danach, wie ein Hedgefonds funktioniert!) Episoden einen packenden Roman. Hätte es noch eine stärkere parallele Handlung und weitere eigenständigere Protagonisten gegeben - man hätte sich an Michael Crichtons goldene Werke erinnert gefühlt. 

Dennoch. Bis auf ganz wenige langatmigere Szenen, in denen der Leser dem genialen Hoffmann komischerweise einen Schritt voraus ist, ist Fear Index eine schlüssige und absolut empfehlenswerte Reise in die Welt der algorithmusgesteuerten Börsengeschäfte. Klingt merkwürdig. Ist aber so.

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Plot: Vom Kleinsten zum Großen und zurück (4/5)
Action: Burn, baby (3/5)
Spannung: What's next? (4/5)
Charaktere: Quarry, der Presenter (2/5)
Humor: Herr Kommissar (2/5)

PASCH: 3/5

Robert Harris, The Fear Index (2011) 

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