Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Roberto, der Rächer (4/5)

Elmore Leonard, Valdez Is Coming (1970)


Weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war, musste Valdez einen Mann töten. Weil er die schwangere Gefährtin des Getöteten nicht hilflos alleinlassen möchte, appelliert er an den Gerechtigkeitssinn eines harten Mannes. Doch dem gehen die Dollars nicht leicht von der Hand.

Mehr als vierzig Jahre ist es her, dass Elmore Leonard den ängstlichen Hilfssheriff mit Stehkragen und Migrationshintergrund Roberto "Bob" Valdez zum einsamen Gerechten werden ließ. Immer wieder kämpft Valdez mit sich selbst, wenn er versucht, sein Anliegen konkret zu formulieren. Er ahnt, dass der schwangeren Indianerin Unrecht geschehen ist. Er vermutet, dass ein Gericht das wohl auch so sehen könnte. Er ist sicher, dass alle Beteiligten ihren Teil dazu beitragen müssen, der Frau und ihrem ungeborenen Kind Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Gerade in der Unsicherheit und den Problemen sich auszudrücken, liegt die Tiefe des Bob Valdez. Obwohl er nicht genau beschreiben kann, warum der Frau nun 500 Dollar zustehen, gibt er nicht auf, das Geld unter Lebensgefahr einzufordern.

Sein Gewissen zwingt Valdez, auf Gerechtigkeit zu drängen. Auch nachdem er zweimal scheitert und dabei fast stirbt, verfolgt er weiter sein Ziel. Erst wird Valdez von allen unterschätzt. Doch immer wenn seine Feinde das erkennen, ist es für sie zu spät.

Leonards Valdez erinnert an den originalen John Rambo aus David Morrells First Blood (1972). In der Figur des wortkargen Valdez drückt sich das Gefühl des unterdrückten Underdogs aus. Denn der weiß einfach immer, was eigentlich richtig ist. Als Valdez, der stets unterschätzt wurde, seinen Zweck findet, kann ihn nichts mehr von seinem Ziel abbringen. Hartnäckig und gekonnt (auch hier die Parallele zu Rambo, dem Veteranen, der wie ein Indianer kämpft) setzt er sich, scheinbar schmerzfrei, gegen alle Gangster durch.

Die gewohnt lakonische Schilderung eines Leonardschen Helden spiegeln sowohl die Hartnäckigkeit und Direktheit des Protagonisten als auch von dessen ebenso querköpfigen Gegenspieler Tanner wider. Die mexikanische Herkunft hat Valdez stur, die Misshandlungen durch seine Feinde entschlossen, sein Nachdenken über den heiligen Franz von Assisi weise und die Erfahrungen im Kampf gegen die Apachen hart gemacht. Dass es eigentlich Valdez war, der denn Mann am Anfang erschossen hat, vergessen nicht nur die Leser, sondern scheinbar auch alle anderen. Nun geht es nur noch um das Geld, das Tanner hat und von dem Valdez sicher ist, dass es jemand anderem zusteht.

  • Spannung: Wann explodiert er? (4/5)
  • Action: Wann zieht wer? (4/5)
  • Charaktere: Wer ist hier der Boss? (5/5)
  • Plot: Was ist der direkte Weg? (4/5)
  • FAZIT: Alles Western, oder was? (4/5)

---
Elmore Leonard, Valdez Is Coming (1970)
Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Orion Paperbacks; Auflage: New Ed (24. März 2005)
ISBN-10: 0752864491

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen