Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Stroud, Homecoming (3/5) LESEN


KOMM DU MIR NACH HAUSE

Niceville ist ein mysteriöses Städtchen im Süden der USA. Homecoming ist der zweite Teil der Trilogie um die Ereignisse dort. Carsten Stroud Genremix aus Horror und Thriller führt übernatürliche Geschehnisse um ein rätselhaftes Wesen, verschwundene Menschen und Indianerlegenden zusammen mit guter Action, Schießereien, Verfolgungsjagden, starken Charakteren und markigen Dialogen. 


Wer Niceville, den ersten Teil der Sammlung, bis zum Schluss gelesen hat, kommt um den zweiten nicht herum. Die verworrenen Fäden des ersten Teils werden hier wieder aufgenommen. Wir erfahren mehr über Rainey, den Jungen, der zu Beginn von Niceville verschwand. Deitz, Coker und Charlie Danziger setzen ihre Tour der Harten Männer fort, wobei die ein oder andere Bleispritze gegriffen und die ein oder andere Nase gebrochen wird. Und neue Charaktere wie Harvill Endicott bereichern das ohnehin etwas unübersichtliche Tableau.


Dass in Niceville viel gestorben wird, passt zu den vielen Personen, die man sich, fast schon wie in einem Mann-Roman, merken muss. Ohne Probleme hätte Stroud aus den bisherigen zwei Teilen vier gute Romane und zwölf spannende Kurzgeschichten schreiben können. Damit hadert man oder man findet es gut. Dazwischen lässt uns Stroud (wie auch Dan Simmons, ein weiterer notorischer Genrevermischer) wenig Raum. Allerdings machen es gerade Deitz, Nick und die wirklich handfeste Action schwer, Homecoming nicht zu mögen.


So gut sind die schnellen Sequenzen und auch die gruseligeren Szenen gepaart mit den (überzeichneten, aber, hey: Thriller) Charakteren, dass fast übersehen wird, dass die Story etwas schwach auf der Brust bleibt – daran ändert auch die weitreichend betriebene Aufklärung der Mysterien des ersten Teils zunächst nichts.




Homecoming sollte ich mir zu Gemüte führen, wenn ich die ersten der drei folgenden Fragen mit ja und die letzten drei mit nein beantworte:

  1. Sind Horrorromane aber mal sowas von mein Ding?
  2. Halten mich harte Typen à la Lee Child bei Laune?
  3. Südstaatenflair?
  4. Gibt es einen guten Mix aus Mafia, Banküberfall, Zeitreisen, Gespenstern, Indianern, Farmleben und Bass Pro Shop?
  5. Bin ich sehr konservativ, was meine Lesegewohnheiten betrifft?
  6. Langweile ich mich gerne beim Lesen über längere Passagen?

Strouds Homecoming ist ein kraftvoller Thriller. Gespickt mit markigen Sprüchen (die es teilweise auch in die großartigen Kapitelüberschriften schaffen) einigen Klischees und guter alter Schwarz-Weiß-Malerei wird daraus ein kurzweiliges und knackiges Lesevergnügen. Einziges Manko ist, dass man manchmal gar nicht mehr zuordnen kann, welche der vielen Episoden und Ereignisse nun wirklich auch aus Strouds Story stammt und welche nicht. Wer den Mix nicht mag, mag Homecoming nicht.

  • Plot: 2/5
  • Action 4/5
  • Spannung 4/5
  • Charaktere 5/5
  • Humor 3/5
  • PASCH: 3/5

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Carsten Stroud, Homecoming, 2014