Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Das wilde Ding (4/5)

Josh Bazell, Wild Thing (2012)

Wild Thing ist der Nachfolger von “Beat the Reaper”, dem Debütroman von Josh Bazell. Auch in dieser Fortsetzung ist der brutal-sympathische Arzt aus dem Zeugenschutzprogramm, Peter Brwna aka Lionel (ehrlich) Azimuth, der Protagonist. Brwna arbeitet mittlerweile als Arzt auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Details seiner Arbeit dort sind
wie auch in Bazells erstem Buch verstörend. Du willst die Wurst essen. Aber wenn der Wandertag in die Wurstfabrik ansteht, schwänzt du lieber. Das Gleiche gilt auch für die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff. Fragt mal ihn hier.

Um nicht zu viel vom Inhalt zu verraten, möchte ich nur in Stichpunkten andeuten, um was es geht: zerfetzte Körper, alte Rechnungen, verschwundene Kinder, eine Expedition, ein Seemonster, Minnesota, Flachbacks, LSD und jede Menge anderer Drogen.

 
Bazell nutzt zum Teil Fußnoten. Das ist in einem Roman natürlich zunächst ungewohnt. In den Fußnoten verstecken sich aber oft interessante Details und brüllend komische Anekdoten. Man gewöhnt sich schnell dran. Der erste Teil funktionierte ja genauso. Apropos erster Teil; Man muss ihn nicht gelesen haben, um der Story folgen zu können. Ganz sicher bin ich aber nicht, weil sowas ja schwer rückgängig zu machen ist.

Die Geschichte ist wie das Plädoyer eines Anwalts vor Gericht aufgezogen. Bazell präsentiert Beweisstücke und Zeugenaussagen. Damit schafft er es, die Story aus der Sicht verschiedener Beteiligter zu erzählen und immer wieder Vorgeschichten und Hintergründe einzuflechten. Was ihm auch gelingt: Debatten zwischen Wissenschaftlern und Kreationisten in der Form von Streitgesprächen einfließen zu lassen.

Immer wieder spürt man, wie der Arzt Bazell sein medizinisches Wissen einfließen lässt. Obwohl Teile der Story um Fantastisches und schwer Vorstellbares kreisen, lebt Bazells Buch von seiner Bodenhaftung. Beispiel? Die Paläontologin wird auf Jurassic Park angesprochen. Immer.

Einige Stellen hätten ein wenig mehr Action und etwas weniger Zynismus vertragen. Letztendlich verliert man sich aber schnell in der spannenden Story (mögt ihr Scooby Doo?) und in der Art, wie Bazell sie erzählt. Wenn ich nicht lachte, hat’s mich gegruselt.

Fazit: Ein spannender Roman um einen ehemaligen Mafiakiller, der mittlerweile als Arzt seine Berufung gefunden hat. Liest sich schnell weg und wartet mit vielen Überraschungen (z.B. unerwarteten Charakteren) auf. 
 
  • Spannung: Es kribbelt (4/5) 
  • Humor: Ich kicherte (5/5)
  • Action: Es knallt (4/5)
  • Romantik: Es knistert (4/5)
  • Insgesamt: Du kaufst (4/5)

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Josh Bazell: Wild Thing
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Reagan Arthur Books (26. März 2012)
ISBN-10: 0316209643



 


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