Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Heinlein, The Moon Is A Harsh Mistress (4/5)

Es ist angerichtet!

Mit "The Moon Is A Harsh Mistress" schmeißt Küchenchef Robert A. Heinlein alle Revolutionen der jüngeren Menschheitsgeschichte in einen Topf und lässt sie 384 Seiten lang köcheln. Gewürzt wird die Mischung mit Theorien zu interstellarem Handel, künstlicher Intelligenz und völlig ungewohnten Geschlechterrollen. Serviert wird das Gericht dann vom einarmigen, stoischen und libertär angehauchten Oberkellner Manuel.

Die Bewohner des Mondes, die sich selbst Loonies nennen, kämpfen in diesem Science Fiction-Roman um ihre Unabhängigkeit von der Erde. Genauer gesagt möchten sie sich von dem Konglomerat lossagen, das den Handel zwischen Mond und Erde kontrolliert und das die Loonies ausbeutet. Die politische Landschaft der Erde ist mittlerweile völlig verändert. Obwohl Heinlein auf die neue Situation dort nur am Rande eingeht, findet sie sich im Einklang mit anderen seiner Bücher.

Die wohl wertvollste Unterstützung erhalten die Mondbewohner (alles ehemalige Sträflinge oder deren Abkömmlinge) von dem eigentlichen Protagonisten des Romans: dem Computer Mike (a.k.a. Mycroft Holmes, ein augenzwinkernder Verweis auf den genialen Bruder Sherlocks), der erst ein eigenes Bewusstsein erlangte und sich dann mit Manuel anfreundete. Gemeinsam bilden sie einen Teil der Zelle, die schließlich dafür verantwortlich ist, dass die offene Rebellion auf dem Mond ausbricht.

Wie in gelungener Science Fiction üblich zeigt der Roman das Bild einer Gesellschaft, die gerade weit genug von unserer entfernt ist, um noch die Parabel verstehen zu können. "The Moon Is A Harsh Mistress" ist eines dieser Bücher, das man mehrmals im Leben liest, ohne zweimal die gleichen Schlüsse daraus zu ziehen. Ich erinnere mich, es als Jugendlicher gelesen zu haben. Damals gefiel mir die Idee des Katapults, mit dem die Mondernte (und so manches mehr) auf die Erde geschossen werden. Die Actionszenen waren mir allerdings zu spärlich gesät und/oder nicht spannungsgeladen genug. Als ich den Roman aber nun zum zweiten Mal las, sprang mir besonders die Gesellschaftsvorstellung der zentralen Mondrebellen rund um Manuel ins Auge. Ihre politischen Überzeugungen (TANSTAAFL) und ihre Methoden (Organisation von subversiven Zellen) habe ich mittlerweile in mehreren Werken Heinleins wiedergefunden und ich bin schon gespannt, was ich entdecke, wenn ich das nächste Mal "The Moon Is A Harsh Mistress" lese.

  • Plot: Erde vs Mond(4/5)
  • Action: Mond vs Erde (4/5)
  • Spannung: Revolution! (4/5)
  • Charaktere: Manuel & Mycroft (5/5)
  • Humor: OMG, Mycroft! (4/5)
  • PASCH: (4/5)

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Robert A. Heinlein, The Moon Is A Harsh Mistress (1966)
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Orb Books; Auflage: TOR. (30. September 2007)
ISBN-10: 0312863551


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