"Hart an der Grenze"
Der Roman "The Cartel" beschreibt den Krieg gegen die Drogen
in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts, der längst zu einer jahrzehntelangen
Schlacht geworden ist. An der Grenze zu den USA tobt mittlerweile ein
Schlachtfest, um den besten Zugang zu dieser Grenze. Winslow knüpft mit der
Geschichte nicht nur personell an den Vorgänger an. Auch die Hintergründe und
grundlegenden Kräfte sind noch immer die gleichen. Die mexikanischen Kartelle
verfügen nunmehr über einen
unermesslichen Reichtum. Nicht etwa, weil sie die meisten Drogen produzieren, sondern weil sie die Logistik und die Grenze zum größten Abnehmer dieser Drogen kontrollieren.
unermesslichen Reichtum. Nicht etwa, weil sie die meisten Drogen produzieren, sondern weil sie die Logistik und die Grenze zum größten Abnehmer dieser Drogen kontrollieren.
Hart an der Grenze
Das nordamerikanische Freihandelsabkommen hat an der nicht
zu kontrollierenden Grenze endgültig die Schleusen für den nur unwesentlich
eingeschränkten Drogenschmuggel geöffnet. Wer das Territorium der mexikanischen
Gangster durchqueren und sich das Wohlwollen der allesamt geschmierten
Zollbeamten verdienen möchte, zahlt einen Abschlag an den jeweiligen Herren des
Gebiets. Der sogenannte piso tut dem Produzenten nicht weh: ein Kilo
kolumbianisches Kokain ist auf den Diskotoiletten New Yorks das Fünffache, in
Europa gar das Zehnfache, des Einkaufspreises wert. Mit den eigentlichen
Drogen kommen die Bosse der Gebiete, plazas, nie in Kontakt. Doch trotzdem jagt
sie der unerbittliche Art Keller. Nach kurzer Auszeit im Kloster findet "Killer" Keller den Weg zurück zur Hatz auf Barrera. Dieser machiavellische
Kartellfürst sammelt seine Truppen und zieht seine Fäden, um der stärker
werdenden Konkurrenz die verlorenen Gebiete erneut abspenstig zu machen.
Die Gegner, manchmal sind es temporär auch die Verbündeten,
Barreras sind gut gerüstet. Die Zetas, eine Truppe ehemaliger Soldaten, die mit
zunehmenden Verlusten auch Kinder rekrutieren, erweisen sich als Krebsgeschwür
der Brutalität. Ohne Gnade beschreibt Winslow die Mordeskapaden und
Folterexzesse der psychopathischen Narcos. Die Erschießung einer Gruppe
wehrloser Zivilisten, die
im ersten Teil einen Höhepunkt der Gewalt darstellte, nimmt sich im zweiten Teil possierlich aus. Hier werden Männer, Frauen und Kinder gehäutet, geköpft, gefoltert, geschnitten, vergewaltigt, verstümmelt und verbrannt. Ohne Gnade zeigt Winslow die Bilder, über die eine eingeschüchterte Presse in Mexiko nur noch statistisch berichten durfte. Die ständig auf alle einprügelnde Sinnlosigkeit der Widerwehr frustriert beim Lesen. Dass das alles auch noch als dokumentarisch daherkommt (Winslow verbrachte sechs Jahre mit der Recherche) macht die Lektüre fast unerträglich. Dass es Winslow trotzdem schafft eine Geschichte rund um die wahren Ereignisse zu spinnen, ist fast genauso beeindruckend. Sie fällt gegenüber der Wirklichkeit ab, gerät aber nicht aus den Augen – das wahre Kunststück dieses eindrücklichen Thrillers.
im ersten Teil einen Höhepunkt der Gewalt darstellte, nimmt sich im zweiten Teil possierlich aus. Hier werden Männer, Frauen und Kinder gehäutet, geköpft, gefoltert, geschnitten, vergewaltigt, verstümmelt und verbrannt. Ohne Gnade zeigt Winslow die Bilder, über die eine eingeschüchterte Presse in Mexiko nur noch statistisch berichten durfte. Die ständig auf alle einprügelnde Sinnlosigkeit der Widerwehr frustriert beim Lesen. Dass das alles auch noch als dokumentarisch daherkommt (Winslow verbrachte sechs Jahre mit der Recherche) macht die Lektüre fast unerträglich. Dass es Winslow trotzdem schafft eine Geschichte rund um die wahren Ereignisse zu spinnen, ist fast genauso beeindruckend. Sie fällt gegenüber der Wirklichkeit ab, gerät aber nicht aus den Augen – das wahre Kunststück dieses eindrücklichen Thrillers.
Der moderne Pate
"The Cartel" ist die zeitgenössische Version von Mario Puzos "The Godfather". Der Wirtschaftsfaktor, den die Kartelle mittlerweile für die
beiden Gesellschaften auf beiden Seiten des Rio Bravo ausmachen, ist
beachtlich. Der Einfluss der wirklichen Kartellfürsten ist weder Ammenmärchen noch
Hirngespinst. Auch seriöse Magazine wie Forbes bescheinigten dem Vorbild Adán
Barreras, "El Chapo" Guzman, einen Rang unter den 50 einflussreichsten Menschen
der Welt – vor dem Präsidenten Frankreichs. Er entkam vor wenigen Monaten zum
zweiten Mal aus der Haft.
Bewertung
Plot: Kabale und keine Liebe (5/5)
Action: Satt (5/5)
Spannung: Wann erwischt Jesus the kid…? (5/5)
Charaktere: Crazy Eddie Ruiz aka Narco Polo (5/5)
Humor: Tiefschwarz, verzweifelt und comic reliefs (5/5)
PASCH: 5/5
Weitere Besprechungen
Spiegel Online
New York Times
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