Sean wieder Ärger um Duffy
- Eigentlich passiert hier viel zu viel. Adrian McKintys Reihe
um den nord-irischen Ermittler Sean Duffy wird im dritten Teil fortgesetzt
durch einen smarten, nahtlosen Plot, der durch das terrorisierte Nord-Irland der 80er mäandert. Die großen Krimiklassiker werden nicht nur
zitiert. Mit „In the Morning I’ll Be Gone“ kommt gleich noch ein neuer dazu.
Wie das?
The Day I Met the Man |
Duffy steht vor einem sogenannten „locked-room mystery“. Er
trifft auf der Reise zu seinen Bekannten aus der Vergangenheit den jungen
Michael Forsythe (hier zu "Dead I Well May Be") McKinty bringt einen Unfall unter, der ihm als
Teenager selbst passierte (so McKinty bei Twitter). Duffy wird vom MI5
angeheuert, erfährt endlich mehr über die mysteriöse Frau, die ihm in „I Hear
the Sirens in the Street“ hilfreiche Hinweise gegeben hat. Er jagt einem
IRA-Mann nach, der ihn einst nicht als Mitstreiter akzeptieren wollte und er
wird wie immer von Alkohol, Frauen und den „troubles“ durchgeschüttelt. Aber
der Reihe nach...
McKinty stellt seinen Roman in die lange Liste der
sogenannten „locked-room mysteries“, die seit dem 19. Jahrhundert in den
Regalen echter Krimiliebhaber stehen. Innerhalb dieses Subgenres geht es darum,
einen Todesfall zu erklären, bei dem alle Indizien auf einen Unfall, Selbstmord
oder eine natürliche Ursache hindeuten. Wie konnte der Mörder fliehen, wenn der
Raum von innen verschlossen war? Wo ist die Tatwaffe, wo der Täter? Vom dressierten Affen bis zur Pistolenkugel
aus Eis gibt es vielfache Variationen – einige spannende vor allem von Agatha
Christie (z. B. And Then There Were None).
Duffy muss sich dem Rätsel stellen, um so den Tod der Tochter einer
einflussreichen Republikanerin aufzuklären. Diese wiederum hat ihm als
Belohnung versprochen, den Aufenthaltsort und die Pläne ihres Schwiegersohns Dermontt
zu verraten…
Dieser Schwiegersohn ist ein alter Bekannter, dem Duffy in
seiner Jugend hinterherlief. Doch Dermontt verschmähte damals die Hilfe Duffys,
was zu einer von vielen Facetten in dessen kaleidoskopischer Problemkonstellation
wurde. Das Finale ist furios, die Verknüpfung mit historischen Ereignissen
gelungen. Duffy ist der richtige Mann am richtigen Ort. Und wenn es um den richtigen Ort geht, kennt sich McKinty aus. In diesem Interview hier fährt er mit einem alten 3er-BMW durch die Straßen Berlins: YouTube-Link (Andere Terroristen, anderes Land - aber trotzdem passt die phasenweise Bezeichnung "Baader-Meinhof-Wagen" perfekt zur Stimmung und zum historischen Umfeld von McKintys Duffy-Reihe.)
Duffy Drei sollten alle lesen, die klassische Krimiliteraturrätsel gerne mal in einer modernen hard boiled-Umgebung erleben wollen. Ein optimaler Lesespaß.
Adrian McKinty, In the Morning I’ll Be Gone, 2014(Sean Duffy #3).
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