Reif für die Insel
Bevor Don Winslow in entlegene Sphären schriftstellerischen
Könnens aufstieg, schrieb er handwerlich saubere und ausgefeilte Thriller. Dazu
gehört Isle auf Joy.
Walter Withers, ehemaliger Agent der CIA, wohnt wieder in
New York City, seiner Stadt. Als Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma
wird Withers Ende 1958 vom Strudel aus Mord, Alkohol, FBI, Sex, Jazz, Heroin, Beatnik-Kultur,
Lügen und noch mehr Alkohol beinahe in den Hudson gespült.
Als Leibwächter der Senatoren-Gattin Maddy Kenneally a.k.a.
Jackie Kennedy gerät er in eine kennedyeske (Jack und Bobby sind unter
merkwürdig schamhaft verfremdeten Namen genauso dabei wie Jack Kerouac)
Spionage-Affäre. Withers Erlebnisse und Begegnungen wandern auf dem Grat, der
Kalter-Krieg-Klischees und gute Thriller trennt. Nicht immer ist Winslow dabei
trittfest. Das führt zu Momenten, in denen man nicht sicher sein kann, ob Isle
of Joy Hommage, Karikatur oder etwas drittes sein möchte (dass Winslow Hommage
im Repertoire hat, bewies er später mit Satori).
Eine Passage ist dem Hobbyzeithistoriker besonders gelungen.
Das größte Spiel, das je im American Football gespielt wurde, glorifiziert
Winslow in einer packenden Passage. Nur, um es am Ende der Schilderungen brutal
zu entzaubern.
Der gute Schluss und die gelungene Auflösung runden einen
spannenden Spionagethriller ab. Dieser Prä-Einwortkapitel-Winslow kann
klassische Krimis.
- Plot: 5/5 (vollendet verdreht)
- Action: 4/5 (wegrennen, wegducken)
- Spannung: 3/5
- Charaktere: 4/5 (Withers, Dietz, McGuire)
- Humor: 3/5 (subtile Sticheleien)
- PASCH: 4/5
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Don Winslow, Isle of Joy
Arrow 1996 [1996]
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